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Kaum ein Themenfeld ist so mystifiziert wie das der Psychedelika. Zwischen Erleuchtung, Eskalation und energetischem Erwachen kursieren unzählige Geschichten – und mindestens genauso viele Mythen. Manche davon sind harmlos-skurril, andere leider gefährlich irreführend. Als jemand, der Menschen professionell auf psychedelischen Reisen begleitet, höre ich sie immer wieder: die halbwahren Legenden aus alten Foren, Festivalgesprächen oder Abschreckungskampagnen der 90er.

Es ist Zeit, aufzuräumen – mit einem Augenzwinkern, aber fundierter Aufklärung. Hier sind zehn der häufigsten Aberglauben rund um LSD, Magic Mushrooms & Co. – und was tatsächlich dahintersteckt.

1. LSD bleibt für immer im Rückenmark

Das wohl hartnäckigste Gerücht. Angeblich lagert sich LSD irgendwo im Gewebe ab und könnte Jahre später plötzlich wieder „ausbrechen“.
➡️ Fakt ist: LSD wird in der Leber verstoffwechselt und ist nach ca. 24 Stunden aus dem Körper verschwunden. Was bleibt, sind mögliche Nachwirkungen im Erleben – nicht im Rücken.

2. Ein einziger schlechter Trip – und du bleibst für immer psychotisch

Diese Vorstellung erzeugt Angst – und leider auch Stigmatisierung.
➡️ In Wahrheit: Wer keine schwere psychische Vorerkrankung mitbringt, hat ein sehr geringes Risiko für eine anhaltende Psychose. Risiken bestehen – aber sie sind selten. Vorbereitung, Dosis und Begleitung sind der Schlüssel.

3. Spiegel während eines Trips führen zur Selbstauflösung

„Schau niemals in den Spiegel, sonst verlierst du dich.“ – klingt wie ein Psy-Filmplot.
➡️ Realität: Spiegel verstärken Projektionen. Wer sich selbst nicht anschauen mag, wird das hier merken. Wer bereit ist, kann sogar wertvolle Erkenntnisse gewinnen.

4. Magic Mushrooms sind ungefährlich, weil sie ja ‚natürlich‘ sind

Ein Klassiker aus dem Bereich „Bio = harmlos“.
➡️ Aber: Psilocybin ist ein stark wirksames Psychedelikum. Natürlich gewachsen heißt nicht automatisch risikoarm – auch hier braucht es Verantwortung, Dosiskontrolle und Begleitung.

5. Man kann auf einem Trip stecken bleiben – für immer

Das Bild: Jemand taucht ab – und kommt nie wieder hoch.
➡️ Die Wahrheit: Während eines intensiven Trips kann sich Zeit auflösen. Das Gefühl, „für immer hier zu sein“, ist typisch – aber vorübergehend. Mit Erdung, Musik oder Begleitung gut auffangbar.

6. Psychedelika öffnen nur das dritte Auge – aber nur bei spirituell reinen Menschen

Hier trifft Aberglaube auf Dogma.
➡️ Fakt ist: Psychedelika wirken unabhängig von Moral oder „spiritueller Reinheit“. Sie zeigen, was da ist – nicht, was du vorgibst zu sein. Und das ist ehrlich gesagt oft heilender.

7. LSD verändert deine Zellen – für immer

Das klingt irgendwie medizinisch – ist es aber nicht.
➡️ Nein, LSD verändert nicht deine DNA. Aber es kann deine Wahrnehmung, deine Emotionsregulation und dein Selbstverständnis nachhaltig beeinflussen. Auf neuronaler Ebene spricht man hier von Neuroplastizität, nicht von Mutation.

8. Du darfst niemals während eines Trips schlafen

„Wenn du einschläfst, bist du verloren.“ Auch so ein schöner Mystery-Moment.
➡️ Die Realität: Du wirst unter LSD vermutlich nicht gut schlafen können – das liegt am aktiven Nervensystem. Aber gefährlich ist Schlaf nicht. Viele schlafen irgendwann ein – und träumen seltsam.

9. Wenn du an einem Gedanken festhängst, kommst du nie wieder raus

Gedankenschleifen können sehr real wirken.
➡️ Aber: Du bist nicht „gefangen“. Unterstützung durch eine erfahrene Begleitung, Musik, Körperbewegung oder ein Perspektivwechsel helfen meist schnell.

10. Barfuß trippen macht dich geerdeter – wortwörtlich

Dieser Aberglaube ist fast schon liebenswert.
➡️ Und weißt du was? Ja, das kann stimmen. Barfußgehen, Naturkontakt, Holz oder Teppich unter den Füßen wirken tatsächlich beruhigend. Ob somatisch oder spirituell – es hilft. Punkt.

Fazit:
Psychedelische Erfahrungen sind nicht per se gefährlich – aber sie sind intensiv. Und alles, was intensiv ist, lädt zur Projektion ein: Wünsche, Ängste, Fantasien. Viele der Aberglauben zeigen genau das. Sie sind Ausdruck unserer kollektiven Unsicherheit – aber auch unserer Faszination.

Deshalb braucht es heute mehr denn je: Aufklärung, Humor – und professionelle Räume, in denen Fragen gestellt und Mythen entzaubert werden dürfen. Wenn du selbst eine Erfahrung gemacht hast, bei der du dir unsicher bist, was „echt“ war und was nicht – oder wenn du einen dieser Mythen geglaubt hast und dich davon lösen willst – dann melde dich gern. Die Integration beginnt genau hier.